Jakob träumte. Jeder darf träumen. Als Pfarrer träume ich auch … - von einer Christengemeinde, die nicht resigniert, die sich nicht kleinmütig zurückhält, nur weil ihr einmal der Wind entgegenbläst, wie es in unseren Tagen ist. Ich träume von einer Gemeinde, die füreinander einsteht und für alle Fremden, Fernstehenden, die ihr anbefohlen sind. Ich träume von Christen in dieser Gemeinde, für die die gegenseitigen Vorurteile und falschen, veralteten Vorstellungen Vergangenheit sind und die nun miteinander für ihren gemeinsamen Glauben in der heutigen Welt einstehen. Ich träume von einer Gemeinde, die sich auf ihre Gottesdienste freut und damit auf neue und vielleicht immer wieder einmal andere Erfahrungen - von Ermutigung oder Trost, Perspektiven von Hoffnung für das eigene Leben oder begründetem Dank. Ich träume von lebendigen Gruppen und Kreisen, in denen es immer wieder einmal um Gott, aber auch um die Gemeinschaft geht.
Jakob erwachte aus seinem Traum und sagte: “Der Herr wohnt an diesem Ort, und ich wußte es nicht!” Ein Bild wohl auch für unsere heutige Situation, dass wir wieder einmal wach werden müssen, um zu entdecken, dass Gott an diesem Ort Gott ist und bleibt, unser Nachbar ist, unser Leben begleitet durch alle Lebenserfahrungen hindurch. So träume ich auch davon, dass es hier und da möglich sein wird - mitten im Alltag - etwas davon aufleuchten zu lassen, dass Gott bei uns ist und mit uns geht.
Ich danke euch allen, dass ihr hier seid. Jeder von euch ist ein Geschenk Gottes an unsere Pfarrverbandsfamilie. Dass ihr hier seid, zeigt allen anderen, - und auch mir - dass wir mit unserem Glauben nicht alleine da stehen und dass wir zumindest in unserem Gott etwas haben, das uns verbindet und Gott heute noch immer eine Bedeutung für unser Leben sein kann. Wir haben eine gemeinsame Quelle, die uns wichtig ist: unser Gott, an dessen Liebe wir fest glauben. Es kommt nur darauf an, unsere Sehnsucht nach Gott lebendig zu halten, ihn interessant werden zu lassen in einer Zeit und Welt, die ihn scheinbar verloren hat und sich so vielfach auf dem bunten Markt religiöser Möglichkeiten bedient